Die Vergesellschaftung

Definition

Eine Vergesellschaftung ist eine Zusammenführung fremder Tiere unter Aufsicht des Halters, die bestenfalls auf den Charakter der Tiere abgestimmt ist (z.B. bietet es sich natürlich nicht an ein Chinchilla, welches Platzangst oder Panik vor Artgenossen hat, in eine kleine Transportbox zu sperren etc.).
Vergesellschaftet man Tiere nicht gezielt und setzt sie einfach so zusammen kann dies schlimme Folgen nach sich ziehen wie Bisswunden, Erschöpfungszustände und sogar den Tod.

Es gibt kurze und leichte, aber auch lange und problematische Vergesellschaftungen.
Und: man muss sich im Klaren sein, dass nicht jedes Tier zum anderen passt.
Diese Tatsache muss unbedingt respektiert werden!!!

In der Chinchillaszene gibt es verschieden Vergesellschaftungsmethoden.
Je nach Chincharakter kann eine Methode funktionieren, die Andere dagegen nicht.

Hierzu siehe auch
http://chinchilla-scientia.de/index.php?id=792

Tiere, die sich nicht kennen, sollten niemals! einfach so zusammen in den Hauptkäfig oder in den Käfig eines der Tiere gesetzt werden, sie sollten zuvor stets miteinander vergesellschaftet werden.
Es gibt zwar Chinchillas, die sich auf Anhieb verstehen, ist dies selten der Fall.
Oft kommt es durch solch ein Handeln zu unnötiger Vergesellschaftungserschwerung oder gar -scheitern.

Während das einfache Zusammensetzen bei Kaninchen und Meerschweinchen gut gehen kann, wird es bei Chinchillas in den meisten Fällen schief gehen!
Die Tiere werden sich jagen, beißen und sich schlimmstenfalls ineinander verbeißen oder gar töten.

 

wichtige Tipps vorab

Während der Vergesellschaftung darf man seine Tiere nicht aus den Augen lassen- auch nicht nachts. Daher empfiehlt es sich, eine Vergesellschaftung am Wochenende/ Urlaub/ Feiertage zu starten, wenn man am nächsten Morgen nicht früh aufstehen oder ausgeschlafen sein muss

  • bevor man eine VG startet, ist es ratsam den Schnuppertest durchzuführen
  • nicht jede Methode passt und greift bei jedem Tier, eine VG muss individuell gestaltet werden
  • Respekt und kein ausgeprägter Zwang gegenüber den Lebewesen und ihren Bedürfnissen sollte gewahrt werden
  • kranke, geschwächte, trächtige oder säugende Chinchillas sollten nicht vergesellschaftet werden

 

normales Verhalten während einer Vergesellschaftung

  •    aggressiv-dominantes Aufrichten / Auf-die-Hinterfüße-Aufstellen
  •    Zähne klappen
  •    Besteigen
  •    aggressiv-dominantes und beschwichtigendes Putzen
  •    ängstliches oder dominantes Zwicken
  •    Pipiduschen
  •    Bespringen
  •    Känguruboxen mit den Hinter- und Vorderpfoten
  •    etwas (!) Fellverlust

 

Anzeichen für notwenigen Abbruch

Eine Zusammenführung sollte abgebrochen werden, wenn:
(1) mehr als nur kurz gejagt wird
(2) ein Chin Erschöpfungs- oder Panikzustände zeigt, krampft, massiv zittert, etc.
(3) viel Fell herausgerissen wird
(4) sich die Tiere auf eine Rangordnung nicht einigen können
(5) Blut fließt
(6) versucht wird ins Genick zu beißen – Nackenbiss! Todesabsicht!
(7) wenn die Chins sofort aufeinander losgehen

 

Anzeichen fürs endgültige Scheitern einer Vergesellschaftung

Zu (1)-(3): Hier kann eine erneute Vergesellschaftung versucht werden, möglicherweise ist auch eine andere Vergesellschaftungsmethode notwenig, damit die Zusammenführung klappt.
Zu (4): Können sich die Chins auch nach weiteren Vergesellschaftungsversuchen auf eine Ranordnung nicht einigen können, sollte von einer Zusammenführen abgesehen werden. Auch hier sollte man möglicherweise andere VG-Methoden ausprobieren.
Zu (5): Solange es sich nur um kleinere Wunden handelt, die leicht bluten (es gibt auch Stellen, die strak bluten können trotz oberflächlicher Bisse wie z.B. an den Ohren) kann ein Vergesellschaftungsversuch je nach individuellem Fall nochmal versucht werden.
Als gescheitert gilt meist eine Vergesellschaftung bei den Punkten (6) und (7).

 

Phasen einer Vergesellschaftung

Eine Vergesellschaftung setzt sich fast immer aus mindestens drei (3.-5.Phase), oft auch fünf Phasen zusammen:
1. Erstkontakt (optional, aber anzuraten)
2. Vorbereitungsphase (optional)
3. Klärungs-Phase
4. Kennenlern-Phase
5. Stabilisierungs-Phase

Tiefgründigere Infos bitte folgendem Link entnehmen
http://chinchilla-scientia.de/index.php?id=methoden_vergesellschaftung

 

 

Maria hat uns freundlicherweise Ihren Vergesellschaftungsablauf detailliert zur Verfügung gestellt

ERFAHRUNGSBERICHT EINER CHINCHILLAVERGESELLSCHAFTUNG

Dusty: fast 18 Jahre alt
Rose: etwa 8 Jahre alt, schlimme Vorgeschichte
Lebten zuvor einige Wochen getrennt voneinander in zwei verschiedenen Räumen.

Mittwoch, 17.06.2015

15Uhr: Die zwei Chins werden in einer Transportbox zusammengesetzt. Sie haben Platz um sich etwas aufzurichten und sich, bei Bedarf, aus dem Weg zu gehen. Die ersten Minuten ist alles ruhig, beide wissen nicht richtig wie sie mit der neuen Situation umgehen sollen. Nach einiger Zeit stellt sich Dusty auf einmal grundlos auf und meckert Rose an. Diese stellt sich ebenfalls auf und verpasst ihm eine Pipidusche. Danach wird gut eine Stunde lang sich immer mal wieder angemeckert und mit den Zähnen geklappert. Rose traut Dusty nicht mehr, dabei verhält er sich ab jetzt völlig harmlos.

16.30Uhr: Rose putzt Dusty jetzt öfter mal, wenn sie zu grob wird, wird sie angemeckert. Ab und zu wird sich noch kurz aufgestellt und mit den Zähnen geklappert, direkt danach entspannt sich die Lage jedoch wieder und beide sitzen entspannt mit Körperkontakt.

17.00Uhr: Sie putzen sich gegenseitig sehr viel und sehr stürmisch. Ab und zu ein Abbruchsignal seitens Dusty, wenn es zu viel wird. Er hält völlig still, wenn sie putzt, hält ihr sogar den Hals hin.

18.00Uhr: Dusty besteigt Rose immer wieder. Diese versucht manchmal zu entkommen, er hinterher, drückt sie richtig in die Ecke. Sie gibt aber keine Laute von sich und wehrt ihn auch sonst nicht ab. Manchmal gibt es dabei Kontaktlaute. Dusty kuschelt sich immer wieder mit der Nase unter sie und döst. Sie mit dem Gesicht Richtung Ecke…

20.00Uhr: Keine Veränderung, Umzug in Meerikäfig (59x36cm). Hier haben sie jetzt ein Sandbad und Fressen, was auch beides sofort angenommen wird.

20.15Uhr: Langsam hat Rose die Schnauze voll und meckert Dusty an, wenn er sie besteigt.

20.30Uhr: Rose hat ein Machtwort gesprochen, Dusty lässt sie jetzt in Ruhe und kuschelt sich nur noch an sie, ohne besteigen.

02.15Uhr: Ich gehe ins Bett, bzw aufs Sofa. Chins neben mir. Alles still bis jetzt, hoffe das bleibt so. – Gute Nacht.

Donnerstag, 18.06.2015

12.00Uhr: Habe beide in den Hasenkäfig ziehen lassen. Nach kurzer Aufregung, ausgiebigem Sandbaden und einem kurzen gemeinsamen Vesper schlafen die beiden wieder eng aneinander gekuschelt. Sie verstehen glaube ich die ganze Aufregung nicht…

Sonntag, 23.06.2015

Einzug in den großen Käfig, immer noch keine Probleme. Hätte sie schon früher umziehen lassen, allerdings hat sich der Käfigbau etwas verzögert.

 

 

 

MEINE ERFAHRUNG

Ich selbst habe bereits 5 Vergesellschaftungen hinter mir und empfinde die Vergesellschaftungsform, wie Maria sie beschreibt, als am Besten geeignet.

Bei zwei meiner fünf Vergesellschaftungen gab es den Schnuppertest vor Ort, bei Abholung des neuen Tieres. Diese waren die einfachsten Vergesellschaftungen. Man merkt direkt, welche Tiere sich mögen und kann entspannt die Vergesellschaftung beobachten.

Wiederrum hatte ich eine schwere und eine Horrorvergesellschaftung.

schwer:

Kastrat mit bestehender Weibchen-Geschwister-Konstellation

Als Notfellchen Da Vinci zu mir einzog, war er kurz zuvor kastriert worden.
Budsy, mein Alphaweibchen der bestehenden Gruppe, konnte ihn wortwörtlich nicht riechen und rüttelte am Käfig wie blöd, quiekte und „knurrte“. Die Vergesellschaftung erstreckte sich von November bis Anfang Januar – Käfig an Käfig – Sandbadtausch – Käfigtausch – getrennter, aber aufeinanderfolgender Auslauf. Im Januar hatte ich dann Urlaub und habe die Boxmethode angewandt. Es flog Fell, es wurde gestritten, aber Twiggy war der Ruhepol und nach ca 8h in der Box kuschelten die 3. So durften sie nach 20h in den Meerschweinchenkäfig umziehen. Dort wurde zwar ab und zu noch gezwackt, aber hauptsächlich gekuschelt, geputzt und zusammen gefressen. Nach 4 Tagen kamen sie in einen Kaninchenkäfig, das gleiche Bild. So entschied ich mich 2 Tage später die 3 in die frisch geputzte, mit Dampfreiniger geruchsneutralisierte Voliere zu setzen.
Die Rangordnung war nun aber klar und so war diese Konstellation die Beste und Liebste die ich jemals hatte. Leider starben Budsy und Twiggy letztes Jahr im September – da eine Tierärztin beim Spitzenschleifen den Kiefer meiner Budsy durchstoßen hatte und ich sie nicht mehr retten konnte. Keine 14 Tage später folgte ihr ihre Schwester Twiggy an gebrochenem Herzen (Nahrungsaufnahme verweigert, zusammengekauert in der Ecke gesessen, keine Freude mehr an Auslauf etc.) Diese zwei Mädels, waren das größte Glück der Welt, das ich hatte. Beiden waren handzahm und Budsy sogar mehr als das. Sie schlief in meiner Kapuze, saß stundenlang auf meiner Schulter und putzte mir immer liebevoll das Gesicht. Es ist wirklich wichtig einen Spezialtierarzt zu haben, damit solche Horrorszenarien einfach nicht passieren!

leicht:

Als mein Liebling Budsy nach tierärztlicher Fehlbehandlung im September letztes Jahr starb, wollte ich unbedingt für ihre Schwester Twiggy und Da Vinci wieder eine 3te Dame, um die Gruppe zu festigen und Twiggy den Lebensmut wieder zu geben.
Damals (zu meiner Schande und dem damaligen Nichtwissen) führen wir mit beiden zu einer „Züchterin“ in der Nähe und haben vor Ort mit Zoomi einen Schnuppertest machen lassen. Die 3 haben sich sofort gekuschelt und liebkost – uns war klar, das ist sie.
Nach nichtmal 2 Tagen im Meeri konnten wir problemlos alle 3 in die große Voliere setzen.
Dies war eine schöne und sehr einfache Vergesellschaftung.

Dennoch würde ich nie wieder ein Tier bei einer Zucht holen – gebt SecondhandChins eine Chance 🙂 Die sind genauso lieb und süß wie alle anderen auch – und danken es einem auch, wenn man ihnen ein neues Heim schenkt.

 

Meine Horrorvergesellschaftung

Die zweite schlimme Vergesellschaftung erfolgte dieses Jahr – vor knapp 6 Wochen.
Im Januar hatte ich für mir Cloé eine Partnerin geholt, Zoé. Die Erstvergesellschaftung zwischen den beiden war ein Traum. Schnuppertest – Kuscheln – Heimfahrt – Friede – Freude – Harmonie. Es war perfekt. 2 Tage länger brauchten sie nicht um sich lieben zu lernen.
Dann aber bekamen wir unverhofft ein Baby.
Die Vorbesitzerin verkaufte uns Zoé trächtig. Das Baby wurde via Notkaiserschnitt geholt, da Zoé zu klein und zu jung gewesen ist, um ein Baby zu bekommen. Wir mussten Cloé separat setzten, da Hope(das Baby) eine Handauzucht war und Zoé noch mit der Kaiserschnittnarbe kämpfte. Als Hope 150gr erreichte, wollten wir alle 3 wieder zusammenführen. Aber Pustekuchen.
Aus dem einst schönen -schnuppern – lieben -Szenario- wurde ein -ich gehe sofort auf meine Ex-Beste Freundin los und jage sie aus meinem Revier, weg von meinem Kind-Szenario-. Ich war entsetzt und ratlos.
8 Wochen wurde dann die harmonische Lösung versucht. Sandbadtausch, Käfigtausch, Futterschalentausch. Versuch Nummer 2 erfolgte in einem abgesperrten Auslaufbereich. Gleiches Szenario. Mama geht auf Tante los. Also nochmal Käfig an Käfig, Sanbadtausch und Futterschalentausch. Aber auch Versuch 3 war genau dasselbe. Baby vor Tante.
So entschied ich mich, die 3 einfach räumlich komplett zu trennen.
Cloé bekam einen Doppelstockkäfig und wurde in die untere Etage ausquartiert. Nach 2 Wochen entschied ich mich dann dazu, die Transportboxmethode zu probieren.
Alle drei Chinchillas wurden zusammen in eine mittelgroße Transportbox für Kaninchen gesetzt. Fell flog, es wurde gemeckert, gestrullert, die Box wackelte und tackelte, aber es gab keine Bisse, und kein Blut.
So ließ ich die drei 24h in der Box – ich und mein Freund haben und mit der Beaufsichtigung abgewechselt. Und am nächsten Morgen lagen sie friedlich zusammengekuschelt nebeneinander. So durften sie nach ca. 30h in den Meerschweinchenkäfig umziehen. Dort war auch nur Kuscheln angesagt.
Zusammen im Sand baden und gemeinsames Fressen.
Nach 2 Tagen habe ich sie dann in den Kaninchenkäfig gesetzt. Die ersten Stunden war alles gut, doch dann ging es los, dass Cloé von Zoé wieder gejagt wurde. Also wurden sie wieder kleiner gesetzt und nach erneuten 2 Tagen wieder größer.
Von da an, waren sie aber dann eine kleine Familie – keine Jagereien, kein Gemecker, einfach Harmonie. Und so durften sie alles in allem nach ca 10 Tagen in die Voliere ziehen wo sie nun endlich wieder harmonisch und glücklich zusammenleben können. Für mich selbst, war es aber die Schlimmste Vergesellschaftung, die ich bisher hatte und ich hoffe, dass ich sowas nie wieder erleben muss. Vor allem den Tieren zuliebe nicht.

Tag 2 im Meerschweinchenkäfig

11737124_1005451076145453_1209025912_n

11748609_488664157957434_52295148_n

 

einige Infos und Links von
http://chinchilla-scientia.de/index.php?id=chinchillainfoseite
Beste Seite rund um das Thema Chinchillahaltung / Ernährung / Spielzeug mit Tipps und Tricks und vielen nützlichen Links – sowohl für Laien als auch für Fortgeschrittene Chinhalter