München, wieso denn München?
Ja, wir sind die Nagervermittlung im Großraum Stuttgart, da haben Münchener Vermittlungstiere eigentlich so garnichts zu suchen, doch wenn es um Animalhoardingfälle geht ist ganz Deutschland gefragt. Bereits im Juni 2015 bekamen wir von anderen Notfallvermittlern die Info, dass in Bad Aibling (ca. 1h entfernt von München) bald eine noch unüberschaubare Anzahl an Ratten zur Vermittlung stehen würde. Niemand war sich zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass die zuvor geschätzte Anzahl von 200 Ratten sich auf fast das doppelte erhöhen würde.
Wie kommt es zu solch einem plötzlichen Schwung von Ratten in der Vermittlung? Manchmal, so unsere Meinung, denken Menschen nicht nach. Sie sind sich nicht bewusst, welches Leid sie Tieren mit ihrem Handeln antun. Viele Tierbesitzer wollen nur das beste für ihre Tiere, machen aber dennoch grundlegende Dinge falsch. Der Tierbesitzer in diesem Fall hatte seine ganze Wohnung mit Einstreu ausgelegt, er wollte sicher dass es seinen Ratten gut geht…
Der Hilferuf mit dem alles anfing kam von einem Sozialarbeiter, der die Notfallvermittler vor Ort bat, ca. 20 Ratten aus der verlassenen 2-Zimmer-Wohnung einer seiner Klienten einzufangen. Als die ersten Helfer vor Ort eintrafen war schnell klar, dass das ein riesengroßer Einsatz werden wird, aus 20 Ratten wurden geschätzt 200. Da sich die Ratten in den Möbeln und der Küche eingerichtet hatten war es umso schwerer sie einzufangen oder gar die genaue Anzahl zu bestimmen. Auch mussten die Einfangaktionen oft unterbrochen werden da man erst Tierheime und Pflegestellen suchen musste die die Ratten aufnehmen, ohne diese konnten die Ratten nicht aus der Wohnung geholt werden, es gab keine Kapazitäten für eine solche Anzahl! Leider machte allen beteiligten auch oft das Wetter einen Strich durch die Rechnung , bei 40°C kann man einfach keine Ratten quer durch Deutschland fahren.
Den Einfängern bot sich teilweise ein grausames Bild, neu geborene Würfe auf dem Fußboden und in Schränken, tote Ratten, noch lebende teils stark abgemagert.
In unserer Region sind ca 30 Ratten untergekommen, von welchen noch 3 Weibchen insg. nochmal ca 30 Babys geworfen haben. Es suchen von diesen immernoch über 20 Ratten (teilweise noch junge Tiere geb. im Juli) ein neues Heim!
Nach über 4 Wochen bewundernswerter Organisation und Zusammenarbeit aller Beteiligten Tierheime, Fahrer und Einfänger konnten im Juli die letzten Ratten in Transportboxen die Wohnung verlassen.
Ratten auf Tierheime verteilt:
12x Ingolstadt
30x München
31x Nürnberg
31x Erlangen
5x Friedrichshafen (m)
5x Lindau (m)
5x Biberach (m)
18x Pforzheim + ca. 22 Babies
8x Reutlingen + 24 Babies
6x Schleißheim (w)
6x Mühldorf (Pflege m)
10x Feucht (m)
7x Schwebheim/Schweinfurt
13x Würzburg
10x Jena
5x Gelnhausen
6x Bad Kissingen
8x Erding
21x München (zweiter Schwung)
= 285 Ratten
Noch im Tierheim Rosenheim sitzen:
23x männlich
21x männlich
8x männlich
18x weiblich
1x männlich, ca. 1 Jahr
1x weiblich, ca. 3 Monate
2x weiblich, ca. 8 Monate (schon vor dem Notfall da)
2x weiblich, ca. 1 Jahr (schon vor dem Notfall da)
4x weiblich
3x weiblich + 7 Babies (geb. 4.7.)
2x weiblich + 5 Babies (geb. 30.6.)
= 85 + 12 Ratten
© Judith_München, Ratteneck.de
Der Stand im Juli 2015, nachdem die Wohnung leer geräumt war war also bei über 380 Ratten. All diese mussten tierärztlich versorgt werden, die Weibchen mussten auf Trächtigkeit untersucht und ggf mit Alizin behandelt werden. Alle Ratten mussten aufgrund von Würmern und Giardien sowie Haarmilben Medikamente bekommen. Wir möchten uns bei allen bedanken, die so tatkräftig mitgeholfen und/oder gespendet haben. Wir selbst haben natürlich auch an die Tierheime, die Ratten aufgenommen haben, gespendet, haben bei Transporten geholfen und versuchen nun alle Tiere nach ihrer Quarantänezeit in gute Heime zu vermitteln.
Man kann nur nochmal betonen, BITTE denkt nach bevor ihr zwei Geschlechter halten wollt! Es geht so schnell, dass eine Ratte aus ihrem Käfig ausbricht und gedeckt wird oder das andere Geschlecht deckt, es kommen pro Wurf 5-20 Welpen auf die Welt. Wer versorgt die Rudel die nicht gleichgeschlechtlich sind gewissenhaft wenn ihr mal im Krankenhaus oder im Urlaub seit? Solche Animalhoardingnotfälle passieren nur wegen uns Menschen.