Stand Ende Juni 2018: In der Kotprobe kamen noch Morganella-Bakterien raus, die machen starke Schleimhautentzündungen. Das wird wahrscheinlich der Grund sein, wieso die Babies so aufgebläht waren und wahrscheinlich wegen Schmerzen dann auch nicht mehr gefressen haben. Da alle direkt Antibiotikum bekommen haben ist der Zustand bei keinem der Kleinen danach noch gekippt, alle sind wohlauf und über den Berg! <3
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Ich habe mir eine Weile überlegt, ob es einen Beitrag dazu auf unserer Homepage geben soll, oder nicht. Da wir ja aber so gut es geht beraten und informieren wollen und sich auch viele nette Menschen nach den Minis erkundigt haben habe ich mich dafür entschieden und so gibt es hier nun einen XXL Bericht. Erst einmal zur Vorgeschichte, es geht um unseren aktuellen Hoardingfall in dem, wie auch in den letzten Hoardingfällen viele viele Ratten frei in einer Wohnung lebten. In dieser Wohnung hatten sie nicht nur die Wohnräume „erobert“ sondern auch den Dachboden und die Rolladenkästen die sie über offene Fenster erreichten. Wie viele von ihnen irgendwann komplett nach draußen getürmt sind steht in den Sternen.
Dank dem Engagement unserer Kollegen der Rattennothilfe München und dem Rattenasyl Würzburg die sich um diesen Fall kümmerten konnten zumindest alle Ratten aus der Wohnung, dem Dachboden und den teilweise aufgestellten Lebendfallen gerettet werden, sie haben Tage damit verbracht die Tiere einzufangen, zu sortieren und dann zu transportieren. Mit wiedereinmal größter organisatorischer Leistung und der Hilfe vieler Tierheime wurden die Ratten dann in andere Städte verteilt und durften ab diesem Zeitpunkt in ein neues, artgerechtes und vorallem leidfreies Leben starten. Wenn man nach der Räumung dann die Zahlen und Daten genauer anschaut realisiert man, die jüngsten Tiere sind 6-9 Monate alt, das heißt in dieser Zeit hat es dort kein einziges Baby geschafft zu überleben und heranzuwachsen. Wenn selbst bei einer Tierart die so stark auf Reproduktion getrimmt ist kein Nachwuchs groß wird läuft etwas gewaltig schief… Kein Futter, kaum Wasser und keine Unterschlupfmöglichkeiten haben dazu geführt, dass nicht einmal Ratten hier Babies haben wollen. Dazu kommen Krankheiten, die nur die immunstarken Tiere überleben können.
Vor knapp einer Woche hat unser aller Horror begonnen, in einer Pflegestelle des Rattenasyl Würzburg starb innerhalb von 2 Tagen ein ganzer Wurf im Alter von 22 Tagen, trotz sofortiger Behandlung der Symptome inklusive Klinikaufenthalt. Die Aufregung dann natürlich riesig, was ist mit den Kleinen los? Haben sie einfach nur Pech gehabt oder eine schwere ansteckende Krankheit? Das Ergebnis der Obduktion steht noch aus.
Das erste Kotprobenergebnis hat uns verraten dass die Tierchen Bandwürmer und E. Coli in hoher Keimzahl mitgebracht haben. Man behandelt im Normalfall immer erst die Würmer (Bandwürmer sind auch übertragbar für Menschen) und die Bakterien regulieren sich oft selbst wieder wenn der Darm ohne die Würmer wieder normal arbeiten kann. Behandelt wurden hier also alle erwachsenen Tiere, die Babies folgen sobald sie normal fressen. Auf unserer Pflegestelle sind zwei Mamas mit ihren Würfen (8+3) aus diesem Fall, als wir über die Todesfälle informiert wurden dachten wir noch an Zufall oder einfach nur Pech dass dieser Wurf sich gegenseitig mit etwas angesteckt hatte.
Die Babies hier waren quietschfidel und munter, bis auch sie das Alter um den 20. Tag erreichten… Am Dienstag fing das kleine Albinomädchen mit den exakt gleichen Symptomen an, wie ihre Würzburger halbgeschwister. Stark aufgeblähter Bauch, fast wässriger, grün gelber Durchfall. Wir haben dann sofort alle Minis unter Antibiotikum und Darmaufbau gestellt und sie hat den Mittwoch in der Tierarztpraxis mit Infusionen, Schmerzmittel, Wärme und entblähenden Medikamenten verbracht, Mittags war sie trotz allem sehr schwach und wir dachten wir verlieren sie.
Abends hatte sie sich nach erneuter Infusion aber wieder aufgerappelt und war etwas fitter, wir hatten Hoffnung…
Als wir ihr dann spät Abends nochmal Infusion geben wollten war sie wieder total schwach, hat sehr schwer geatmet und war nur am borsteln… Der Bauch war unglaublich dick, sie wollte nicht mehr schlucken und wir haben uns dann dafür entschieden sie gehen zu lassen.
Ihr Magen und der Darm waren dermaßen aufgegast dass sie schon Probleme mit der Atmung hatte, orale Medikamente konnten gar nicht dort hin gelangen wo sie etwas bewirkt hätten… So etwas ist mit das schlimmste, was wir als Pflegestellen erleben müssen, wenn Babies sterben…Wir kämpfen, geben und machen ALLES was uns nur enfällt, und trotzdem können wir nichts tun… Der einzige Trost war, dass es den anderen Zwergen wirklich gut ging. Sie waren wuselig wie eh und je, die Köttelchen ganz normal fest und geformt.
Donnerstag abend dann der nächste Tiefschlag, ein kleiner Hoodijunge, am Schwänzchen sehr nass (Von Mama geputzt) aber noch fit und munter, hat normal mitgefressen… Antibiotikum und Unterstützung für die Darmflora bekamen die Minis ja schon… Da das größte Problem hier das Aufgasen war hat er direkt noch die entblähenden Medikamente bekommen und um den Flüssigkeitsverlust durch den Durchfall auszugleichen Infusion. Nun hieß es wieder hoffen und bangen.. Gegen 23:00 wurde auch er vom Allgemeinzustand her schlechter, war total schlapp und hatte die Augen oft nur halb auf.
Ihr könnt euch nicht vorstellen wie hilflos man ist wenn man schon alles erdenkliche in die Wege geleitet hat und trotzdem nichts hilft… Wir haben dann fleißig weiter Infusion und Schmerzmittel gespritzt und ihn mit Päppelpaste und Brei gefüttert, weil er nicht mehr mitfuttern wollte…
Als wir Nachts nochmal nach ihm gesehen haben hat er bei Mama getrunken und mit den anderen gekuschelt. Morgens war er dann schon wieder deutlich fitter und die Köttel „nur“ matschig, nicht flüssig! Wieder die Hoffnung, mal krank sein ist okay, aber sterben soll er nicht!
Und mittlerweile können wir tatsächlich sagen, er hat es geschafft! Er ist wieder ganz der alte, fitte und neugierige Bub wie vorher auch, hat keinen Durchfall mehr und futtert wie ein Scheunendrescher. Aktuell wissen wir die genaue Todesursache noch nicht, unsere Theorie ist aktuell dass die E. Coli und die Umstellung von weniger Milch auf mehr festes Futter (beide Fälle ca im gleichen Alter) der Grund für das plötzliche Kippen sind und das Aintibiotikum leider diese Zeit braucht um wirklich dort zu wirken und das Problem in den Griff zu kriegen.
Wir hoffen inständig, dass wir diesem Horror nun entkommen und die Kleinen zu stattlichen gesunden Ratten heranwachsen dürfen. Falls der ein oder andere von euch ein paar Euro übrig hat würden sowohl wir als auch die Kollegen aus München&Würzburg (Kontaktlink siehe oben) uns sehr freuen, wenn ihr uns/sie mit den Kosten der Kotproben, Obduktion und Medikamenten unterstützen würdet!